Dass es manchen Menschen trotz strenger Diät und mehr Bewegung nicht gelingt, abzunehmen, könnte an ihrer Darmflora liegen. Und dass ungesunde Ernährung und zu wenig Sport nicht die einzigen Faktoren sind, die zu Übergewicht führen, gilt inzwischen als bewiesen. Verschiedene Faktoren tragen dazu bei. Einer dieser Faktoren ist fraglos die Verdauung, die untere anderem von Bakterien im Darm beeinflusst wird.
Eine dänische Studie hat die Darmflora von übergewichtigen und schlanken Probanden überprüft und dabei festgestellt, dass die Bakterienvielfalt bei vielen Übergewichtigen deutlich geringer war. Außerdem fanden die Forscher um den Biomediziner Oluf Pedersen in ihrem Blut eine erhöhte Konzentration von ANGPLT4, einem Eiweiß, dass die Ausschüttung von freien Fettsäuren erhöht. Bei ihnen finden sich außerdem gehäuft Bacteroides, die in der Lage sind, Ballaststoffe wie Pflanzenfasern in Zucker umzuwandeln und so für den Körper doch verwertbar zu machen. Was in nahrungsarmen Zeiten ein Segen ist, erweist sich in unserer heutigen Gesellschaft als nachteilig. Zusammen mit Ruminococcus begünstigen die Bakterien außerdem Entzündungen der Darmschleimhaut. Dadurch wird der Fettstoffwechsel geschädigt und Zellen insulinresistent. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, warum sich unter den Probanden mit einer wenig diversen Darmflora auch mehr Teilnehmer befanden, die bereits Anzeichen von Typ-2-Diabetes aufwiesen. Dass Ruminococcus und Bacteroides besonders gut in der Lage sind, Energie zu verwerten wurde bereits in einer vorherigen Studie vom DIFE in Potsdam belegt. Sie können also selbst energiearme Nahrung verwerten.
Möglichkeiten, die Darmflora entscheidend zu verändern, gibt es jedoch kaum. Probiotische Drinks und Joghurts werben zwar mit diesem Versprechen, sind bislang jedoch einen wissenschaftlichen Beweis schuldig. Es ist jedoch möglich, mit seiner Darmflora sorgsam umzugehen. Der vorsichtige Umgang mit Antibiotika ist die hierfür wohl wichtigste Maßnahme. Allerdings scheint es auch möglich zu sein, anderen Bakterien mit einer fettarmen Ernährung eine bessere Grundlage zu bieten. Darauf weißt zumindest eine Studie der französischen Medizinerin Aurélie Cotillard hin, die übergewichtige Probanden sechs Wochen lang einen fettarmen und kalorienreduzierten Speiseplan verschrieben hat. Nach Ablauf dieser Phase war die Darmflora der Probanden deutlich vielseitiger.